7. Kettengehänge optimal konfigurieren
Grundsätzlich sollten Sie darauf achten:
Vom Aufhängekopf bis zum Endbauteil: Das Konfigurieren von Kettengehängen steckt voller Herausforderungen. Denn Sicherheit und Wirtschaftlichkeit stehen an erster Stelle. Als weltweit anerkannter Spezialist im Bereich Heben und Bewegen von Lasten unterstützen wir Sie bei Ihren täglichen Hebeaufgaben. Mit unseren ICE- und VIP-Baukästen haben wir zum Beispiel die Grundlage dafür geschaffen, dass sich RUD Bauteile unterschiedlicher Tragfähigkeiten nicht versehentlich kombinieren lassen. Auf diesen Seiten erfahren Sie, wie Sie Ihre individuellen Gehänge optimal für Ihre jeweiligen Anwendungen konfigurieren.
Was ist eigentlich ein Kettengehänge?
In der Welt der Anschlagmittel bilden Kettengehänge die Verbindung zwischen Tragmittel und Last. Sie bestehen aus mehreren Komponenten. Gehänge können Sie fertig konfiguriert erwerben – je nach Gewicht, Größe und Form der Last.
Komponenten eines Gehänges sind:
- Aufhängekopf
- Kette (in einem oder mehreren Strängen)
- Endbauteil (z. B. Haken)
- ggf. Verbindungselemente (zum Verbinden zweier Ketten)
- ggf. Verkürzungselemente (zum Verkürzen von Ketten)
- ggf. weitere Elemente (z. B. Wippe)
Was ist der Vorteil eines Kettengehänges beim Heben ?
Kettengehänge lassen sich – entsprechend der zu hebenden Last – sehr flexibel konfigurieren. Die Vielfalt der verfügbaren Komponenten und Tragfähigkeiten ist hoch, sodass sich eine Vielzahl von Hebeaufgaben mit einem Gehänge lösen lässt. Die Ketten eines Gehänges können zum Beispiel mit speziellen Bauteilen einfach und sicher verlängert oder gekürzt werden. Dadurch lässt sich die Länge der Kettenstränge an die Form oder die Gewichtsverteilung bzw. den Schwerpunkt der Last anpassen.
Welche Anforderungen muss ein Kettengehänge erfüllen?
- Zulassung: Die Normen DIN EN 818, DIN EN 1677 und E DIN 21061 gewährleisten ein Höchstmaß an Sicherheit bei der Herstellung von Ketten. Anschlagketten, die nach diesen internationalen Normen abgenommen und geprüft sind, erhalten von der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) die Berechtigung, den sogenannten H-Stempel zu tragen. Legen Sie Wert auf Qualität und Sicherheit? Dann überprüfen Sie einmal, ob ihre Anschlagkette einen H-Stempel trägt.
- Kennzeichnung: Darüber erhält jede Anschlagkette vom Hersteller einen Kennzeichnungsanhänger, der dauerhaft an der Kette befestigt sein muss. Er informiert u. a. über die Tragfähigkeit, den Nenndurchmesser sowie die Güteklasse. Fehlt dieser Anhänger, dürfen Sie die Kette nicht verwenden, da wichtige Kennwerte der Kette und damit des Gehänges dann nicht ermittelt werden können. VIP- und ICE-Kennzeichnungsanhänger von RUD dienen gleichzeitig als Kettenprüflehren.
- Sicherheitsfaktor: Für Anschlagketten ist der Sicherheitsfaktor 4 gesetzlich vorgeschrieben. Das bedeutet: Der Hersteller muss nachweisen, dass die Bruchkraft der Anschlagkette mindestens das Vierfache ihrer Nenntragfähigkeit (WLL) beträgt.
Übrigens: Da Drahtseile und textile Anschlagmittel unter Last eine geringere Dehnung und damit ein geringeres Energieaufnahmevermögen aufweisen als Anschlagketten, gelten für sie höhere Sicherheitsfaktoren (5 bzw. 7).
Achtung: Wenn Sie Gehänge selbst zusammenstellen, dürfen Sie dazu ausschließlich Anschlagketten verwenden! Zurrketten sind für denHebeeinsatz nicht zulässig, da sie über einen anderen Sicherheitsfaktor verfügen als Anschlagketten.
8. Konfiguration eines Kettengehänges: Welche Fragen müssen Sie für sich beantworten ?
Um die individuell passenden Komponenten für ein Kettengehänge auszuwählen, brauchen Sie vorab Antworten auf einige wichtige Fragen. Sobald Sie diese kennen, empfehlen wir unsere digitalen Gehänge- Konfiguratoren.
Welche Last (Gewicht) soll mit dem Kettengehänge transportiert bzw. gehoben werden?
Um Anschlagketten und andere Gehänge-Bauteile mit den richtigen Tragfähigkeiten auszuwählen, müssen Sie das Gewicht der zu hebenden Last kennen. Es ist der erste und wichtigste Wert, den Sie für Ihre Gehänge-Berechnung benötigen.
Wie viele Stränge soll das Gehänge haben?
Lasten, die unter Verwendung eines Kettengehänges gehoben werden sollen, verfügen in vielen Fällen bereits über montierte Anschlagpunkte oder andere Anschlagmöglichkeiten. Ihre Anzahl ist u. a. abhängig von Faktoren wie Symmetrie oder Asymmetrie, Schwerpunkt und Form der Last. Soweit möglich, müssen alle Anschlagmöglichkeiten für den Hebevorgang genutzt werden. Deshalb ergibt sich aus deren Menge die Anzahl der Stränge des verwendeten Gehänges. Ein Gehänge kann bis zu vier Stränge haben. Achtung: Laut DGUV-Regel 100-500 gilt bei unsymmetrischer Belastung eines Mehrstrang-Gehänges die 1-Strang-Tragfähigkeit.
Welche Nutzlänge soll das Gehänge haben?
Je nach Hallenhöhe, Einsatzhöhe und Größe der Last benötigen Sie eine bestimmte Nutzlänge für Ihr Gehänge. Dafür ist auch der zulässige Neigungswinkel β des Gehänges wichtig, der in diesem Katalog bei jedem Gehänge angegeben ist. Er muss zwischen 0° und 60° liegen (gerechnet von der Senkrechten). Ergibt sich also ein Neigungswinkel β von über 60°, müssen Sie die Nutzlänge des Gehänges so weit erhöhen, dass der Winkel kleiner als 60° ist.
Was ist der Abstand der vorhandenen Anschlagpunkte?
Der Abstand der genutzten Anschlagmöglichkeiten wirkt sich auf den Neigungswinkel β des Gehänges aus. Deshalb wird dieser Abstand in der Formel zur Berechnung des optimalen Gehänges berücksichtigt.
Wo ist der Schwerpunkt der Last?
Je nachdem, ob die Form der zu hebenden Last symmetrisch oder asymmetrisch ist, ergeben sich unterschiedliche Anforderungen an Ihr verwendetes Gehänge. Während z. B. eine symmetrische Last u. U. mit einem 1-Strang-Gehänge gehoben werden kann, ist für eine asymmetrische Last meist ein Gehänge mit Anschlagketten unterschiedlicher Länge nötig oder zumindest empfehlenswert.
Möchten Sie eine Kranzkette verwenden?
Eine Kranzkette kann beispielsweise zum Einsatz kommen, wenn die Last nicht über Anschlagpunkte verfügt – anders gesagt: wenn Sie selbst Anschlagmöglichkeiten schaffen müssen. Wenn Sie eine Kranzkette im Schnürgang einsetzen, verringert sich die Tragfähigkeit des Gehänges um 20 %; bei den Angaben zur Tragfähigkeit in diesem Katalog ist das bereits berücksichtigt. Wegen des höheren Aufwands sollten Sie jedoch keine Kranzkette verwenden, wenn es andere Anschlagmöglichkeiten gibt. Achtung: Verwenden Sie keine Hebezeugkette zum Umschlingen von Lasten!
In welcher Arbeitsumgebung wird das Gehänge eingesetzt?
Auch die Art der Arbeitsumgebung hat Einfluss auf die richtige Wahl der Gehänge-Komponenten. VIP-Komponenten von RUD (GK 10) erlauben z. B. Einsatztemperaturen zwischen –40 und 200 °C, bei ICE-Produkten (GK 12) liegen sie zwischen –60 und 200 °C (jeweils ohne Tragfähigkeitsreduzierung). In rauen Umgebungen empfehlen sich ICE-Komponenten wegen des besonders verschleißfesten Materials. Gleichzeitig bieten ICE-Bauteile wegen ihres geringeren Gewichts im Vergleich zu Güteklasse 8 klare Vorteile, wenn ein möglichst leichtes Handling wichtig ist.
Fehler und Verbote beim Gehänge-Einsatz:
- Kette ohne DGUV-Zulassung und Anhänger einzusetzen.
- Ketten unterschiedlicher Nenndicke/Tragfähigkeit zu kombinieren.
- Ketten zu verknoten, um sie zu kürzen.
- Verdrehte Ketten zu belasten.
- Ketten über den Boden zu schleppen.
- Ketten bei scharfkantigen Lasten nicht zu schützen.
- Hebezeugketten zum Umschlingen von Lasten einzusetzen